16.06.16 - Superzelle quer durch Niederbayern

Der 16. Juni 2016 sollte als ein ganz besonderer und spektakulärer Gewittertag in Ostbayern in Erinnerung bleiben. Die Wetterkarten deuteten bereits Tage zuvor eine interessante und gefährliche Gewitterlage mit Potenzial für Superzellengewitter an. Eine Superzelle ist die gefährlichste und stärkste Gewitterart die es gibt. Und genauso sollte es auch tatsächlich kommen!
Der Tag selbst startete in Niederbayern am Vormittag und auch noch bis weit in den Nachmittag hinein sehr freundlich mit viel Sonnenschein. In der Oberpfalz hingegen dominierten bereits verbreitet dichte Wolkenfelder und zeitweise fiel dort sogar etwas Regen mit eingelagerten Gewitterschauern. Weite Teile Niederbayerns lagen an diesem Tag noch im Einflussbereich subtropischer Luftmassen aus Süd-/Südosteuropa. Von Österreich her strömte hauptsächlich diese sehr warme und energiegeladene Luftmasse. Die Sonne konnte somit niederbayernweit nochmals bis zum späten Nachmittag so richtig einheizen, sodass das Maximum an Energie für schwere Gewitter zur Verfügung stand. Im Verlauf des Nachmittags bildete sich zunächst im südlichen Niederbayern eine erste Superzelle, welche von München in Richtung Passau und anschließend in den Unteren Bayerwald zog. Danach war eindeutig klar, dass auch in den anderen Regionen Niederbayerns erhöhte Unwettergefahr durch schwere Gewitter bestand. Es dauerte nicht lange, dann entstand knapp nördlich von München am frühen Abend gegen 17:30 Uhr eine weitere starke Gewitterzelle, welche unter massiver Verstärkung nach Nordosten in Richtung Landshut, Straubing und Oberer Bayerischer Wald zog. Da in diesem Gebiet - wie bereits oben erwähnt - tagsüber noch durchgehend subtropische Luft aus Südosten einfloss und die Sonne richtig einheizte, waren die Bedingungen für starke Gewitter optimal. Als sich die Gewitterzelle kurz vor Landshut befand, konnte durch Radarbilderauswertungen bereits eine Superzelle nachgewiesen werden. Es hatte sich zu dieser Zeit bereits eine ausgeprägte Mesozyklone (rotierender Aufwindbereich einer Superzelle) gebildet. Die Superzelle zog mit einer ungeheuerlichen Wucht und extrem hoher Geschwindigkeit nun direkt auf den Landkreis Straubing-Bogen zu. Von Eggerszell aus hatte man einen sehr guten Blick auf das aufziehende Unwetter samt Niederschlags- und Hagelkern.

> Regenradarbild Landkreis Straubing-Bogen (16.06.2016 / 16:35 Uhr MESZ) (Kachelmannwetter.com)


Bereits als das Gewitter etwa über Landhsut lag, waren die Strukturen der äußert gut organisierten Zelle, gut zu erkennen:


Rasend schnell zog das Gewitter von Südwesten heran!Bereits aus ca. 30 km Entfernung waren einzelne sehr turbulent ziehende Wolkenfetzen zu sehen, dahinter der massive Niederschlagskern mit wolkenbruchartigem Regen und Hagel lokal bis 5 cm Durchmesser etwas südöstlich von Straubing:


Tolle Strukturen der sehr gut organisierten Superzelle über dem Kreis Straubing-Bogen:


Links vor dem Niederschlagskern ist die schwarze Basis der Mesozyklone (rotierender Aufwindbereich der Gewitterzelle) zu sehen. Eine derart gut ausgeprägte Superzelle ist bei uns in Ostbayern nur äußert selten zu beobachten:


Blick auf die Superzelle von Eggerszell aus in Richtung Süden. Zum Zeitpunkt der Aufnahme befand sich die Superzelle gerade kurz vor dem Stadtgebiet Straubing. Knapp südöstlich von Straubing gab es eng begrenzt extremen Hagelniederschlag mit teilweise Golfball großen Geschossen:



Da das Gewitter mit dem Hauptkern knapp südöstlich von Eggerszell vorbeizog, konnte die Zelle jeweils aus nördlicher Richtung beobachtet werden:


Massiver Unwetteraufzug über dem Kreis Straubing-Bogen. Dort wo das Gewitter mit voller Wucht hinweg zog, gab es verbreitet Gewitterschäden in Form von überflutete Keller, reihenweise umgestürtzter Bäume durch Orkanböen und Hagelschäden:


Blick von Eggerszell auf die heranziehende Superzelle:



Zu diesem Zeitpunkt zog die Superzelle gerade über Straubing im Gäuboden hinweg und rasend schnell weiter in Richtung Nordosten:


Komplettansicht des monströsen Gewitters:


Massiver Niederschlagskern des Unwetters:


Massiver Niederschlagskern des Unwetters gerade direkt über dem Gäuboden bei Straubing, Zugrichtung direkt Mitten in den Bayerwald hinein:


Eggerszell wurde Gott sei Dank von der Superzelle nur gestreift bzw. eine zweite Gewitterzelle, welche sich von der Superzelle absplitterte zog über Eggeszell hinweg. Hier ist schön die dunkle Wolkenbasis dieser zweiten starken Gewitterzelle zu sehen. Bei Durchzug des Gewitters gab es an der Wetterstation Eggerszell heftigen Starkregen gepeitscht von starken Windböen. Es fielen innerhalb kurzer Zeit 16,2 mm Regen:



Viele Gewitterjäger (Stormchaser) aus ganz Deutschland verfolgten mit Autos die Superzelle. Unter Ihnen auch Marius Block, welcher bei Straßkirchen im Kreis Straubing-Bogen wirklich atemberaubende Fotos von dem aufziehenden Gewitter machen konnte. Vielen Dank nochmals an Marius Block für das geniale Bild. Achtung: Copyright Marius Block:


Auch diese super Aufnahme gelang Marius Block. Ein Bild wie wir es normalerweise nur von Gewittern aus Amerika kennen. Hier ist sehr toll der massive Aufwindbereich, welcher durchwegs rotierte, zu sehen:


Auch Stefan Schwirzer aus Weiherhammer (Oberpfalz) nahm Jagd auf die Superzelle und konnte ebenso gigantische Fotos aufnehmen. Vielen Dank an Herrn Schwirzer für das tolle Bild. Achtung Copyright: Stefan Schwirzer


Copyright: Stefan Schwirzer aus Weiherhammer bei Weiden


Copyright: Stefan Schwirzer aus Weiherhammer bei Weiden


Thomas Höferer aus Parkstetten bei Straubing hielt den beeindruckenden Gewitteraufzug bei Bogen entlang der Donau ebenfalls in Form von sehr tollen Bildern fest. Danke an Herrn Höferer für die zur Verfügung Stellung nachfolgender zwei Bilder. Achtung: Copyright Thomas Höferer


Copyright: Thomas Höferer, Parkstetten


Dieses tolle Foto wurde mir von Susanna Ettl aus Ascha zugesandt, welche in der Nähe von Oberschneiding vom Auto aus das durchziehende Gewitter fotografierte:


Anja Schendel aus Gaißing bei Schwarzach hielt das Superzellengewitter ebenfalls fotografisch fest. Gerade die Region rund um Schwarzwach wurde heftig von der Superzelle getroffen. Achtung: Copyright Staudengärtnerei Drachengarten Gaißing , Schwarzach


Bei Schwarzach gab es große Hagelansammlungen nach dem schweren Gewitter. Nachfolgendes Foto wurde mir von Frau Schendel aus Gaißing bei Schwarzwach zugeschickt:


Auch über Niederwinkling im Kreis Straubing-Bogen wütete das Unwetter sehr heftig mit Orkanböen über 100 km/h und Hagel teils bis 4 cm Durchmesser. Bine Primbs konnte dieses Foto aufnehmen mit reihenweise entwurzelten Bäumen bei Niederwinkling:

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